Merry Christmas & Happy New Year. Seit meinem letzten Artikel sind schon wieder vier Wochen vergangen und mittlerweile haben wir einfach schon 2022! Ich kann es nicht glauben, dass ich nur noch sechs Monate in Kanada sein werde, bevor ich wieder nach Hause fliege. Bevor ich von meinem kanadischen Weihnachten berichte, muss ich dir erst noch von meinen letzten paar Schultagen vor den Ferien erzählen.

 

Panorama Ski Day

Am 16. Dezember hat RMISP wieder einen Ausflug mit uns Internationals unternommen. Dieses Mal ging es Ski und Snowboard fahren. Wir alle waren super aufgeregt, egal ob Fortgeschritten oder blutiger Anfänger! Wie immer ging es mit einem Schulbus zum Ausflugsziel. Das an sich ist eigentlich schon immer ein Highlight für mich. Oben angekommen, konnte der Ski- und Snowboardunterricht direkt beginnen, weil wir alle schon vorher unser Material ausgeliehen hatten. Ich war in einer Gruppe mit zwei anderen Internationals, die wie ich snowboarden. Um unser Können einschätzen zu können, hat die Lehrerin, die sehr nett war, uns erst einmal beim Fahren zugeguckt. Alle drei von uns hatten ein paar Schwierigkeiten, die Balance zu halten, also haben wir den Vormittag damit verbracht, genau das zu verbessern.

Doch bevor wir wieder mit dem Sessellift hochfahren konnten, musste die Lehrerin mir erstmal zeigen, wie ich richtig aus dem Lift aussteige… Nach einer Pause von zwei Jahren kann man sowas schon mal vergessen! Ich muss ehrlich sagen: als ich nach dem Mittagessen wieder auf das Board gegangen bin, habe ich den Unterschied deutlich wahrgenommen. Zusammen mit Kiara habe ich dann noch eine Abfahrt gemacht. Dann war es für David und mich schon Zeit, mit dem Shuttle zurück nach Invermere zu fahren. Wir hatten nämlich noch was vor an dem Abend…

Christmas Dinner vom Thrift Store

Der Invermere Health Care Auxiliary Thrift Shop hat als Dankeschön für die Hilfe der Ehrenamtler alle zu einem Weihnachtsessen eingeladen. Es ging zu einem Restaurant namens “Black Forest”, dass, wie ich später erfuhr, deutsche Gerichte anbietet. Doch bevor wir uns auf den Weg dorthin machen konnten, mussten wir erstmal duschen und unsere Thermounterwäsche gegen angemessene Outfits tauschen. Wir wollten schließlich nicht total verschwitzt zu dem Dinner gehen. Als alle Ehrenamtler dann kurz nach fünf im Restaurant an den reservierten Tischen saßen, hat eine der Mitarbeiterinnen vom Thrift Store kurz zusammengefasst, was wir als Ehrenamtler möglich gemacht haben. Der Thrift Store spendet nämlich alle seine Einnahmen, die nicht zur Kostendeckung benötigt werden, an medizinisch Einrichtungen hier in der Region und vergibt jährlich ein Stipendium an einen Medizinstudenten. Dazu beigetragen zu haben, hat mich einfach nur glücklich gemacht.

Dann kam auch schon unser Essen. Ich habe Cordon Bleu mit Kartoffelpüree und rote Beete gegessen und als Nachtisch gab es Brownies und Apfelstrudel. Es hat tatsächlich wie in einem deutschen Restaurant geschmeckt, wenn nicht sogar besser. Während des Essens wurde sich kreuz und quer über unseren Tisch unterhalten, was eine familiäre Stimmung erzeugt hat. Als ich zwischendurch mal aus dem Fenster geguckt habe, konnte ich nur dicke weiße Flocken vor dem schwarzen Nachthimmel sehen. Es war so wunderschön, dass ich gleich nach dem Essen wie eine fünfjährige freudestrahlend nach draußen gerannt bin. Was die anderen dabei von mir gedacht haben, hat mich nicht weiter gestört. ‘Schnee!’, war alles, an das ich denken konnte. Mein Gastvater Steve hat David und mich dann kurz nach acht abgeholt. Habe ich erwähnt, dass das Restaurant eine Fachwerkhaus war?

Last Day of School

Am 17. Dezember hatte ich meinen letzten Schultag in 2021 und meine ersten Ferien hier in Kanada sollten beginnen. Natürlich haben sich alle Schüler*innen unglaublich auf die zwei Wochen Erholung vor dem Ende des ersten Semesters gefreut. Aus dem „Care Paket“, das mir meine Eltern geschickt haben, habe ich Süßigkeiten mit in die Schule genommen und die mit meinen Freunden geteilt, um ihnen eine Freude zu bereiten. Und es hat geklappt: eine meiner Freundinnen, die einen richtig miesen Morgen hatte, strahlte übers gesamte Gesicht. Das “Student Council” hatte auch etwas für uns vorbereitet. In der Mittagspause konnten wir nämlich Fotos mit Santa schießen, was hier in Kanada und in ganz Amerika eine riesige Tradition ist. Kannst du dir vorstellen, wie sich 8. bis 12. Klässler mit Santa fotografieren lassen? Also ich konnte  das ehrlich gesagt nicht. Naja, aber was soll ich sagen: man macht nur einmal ein Auslandsjahr!

Nach der Schule bin ich dann zum Friseur gegangen, weil ich in den letzten paar Tagen auf dem Skiberg gemerkt habe, dass meine langen Haare total unpraktisch bei dem ganzen Schnee hier waren. Und ich habe ehrlich gesagt gar keine Lust gehabt, meine Haare jedes Mal stundenlang zu kämmen. Lange Rede kurzer Sinn: ich habe mir meine Haare kurz schneiden lassen. Das Beste daran war, dass der Friseur bei dem ich war, meine abgeschnittenen Haare an ein Kinderkrankenhaus in Calgary spendet, sodass daraus Perücken für krebskranke Kinder gemacht werden können. Meine Haare sind also kürzer geworden als ich es eigentlich wollte, um genug Länge zum Spenden zu haben. Zu Hause haben Rooney und ich erstmal Frisuren ausprobiert, weil meine Haare nun zu kurz für meinen üblichen Pferdeschwanz sind. Ich bin mit meiner Entscheidung trotzdem total glücklich. Zu wissen, dass ich einem Kind mit meinen Haaren eine Freude machen kann, macht das ganze nochmal schöner.

   

Canadian Christmas

Wie du vielleicht weißt, wird hier in Amerika Weihnachten nicht am 24. sondern am 25. Dezember gefeiert und das bedeutete für mich eine kleine Umstellung. Zu Hause mit meinen Eltern würden wir am 24. einen kleinen Spaziergang machen, während der Weihnachtsmann Geschenke unter unseren Baum legt. Wenn wir dann zurückkommen, gäbe es Abendessen, danach dürften wir endlich die Geschenke öffnen. Naja anstatt einen Spaziergang zu machen oder Geschenke zu öffnen, haben wir hier Raclette mit Freunden gegessen. Rooney und Theo waren sehr gespannt, was Santa ihnen wohl bringen wird und sind deshalb freiwillig um 8 Uhr ins Bett gegangen. Nicht einmal meine Gasteltern haben damit gerechnet. Aber das hat sich doch schon gelohnt, denn wie wir am Morgen erfahren sollten, war Rooney krank. Leider hat sie die halbe Nacht nicht schlafen können, weil sie immer wieder ins Badezimmer rennen musste. 

Als ich dann am Morgen um 6 Uhr aufgestanden bin, hatten die beiden Kids ihre Stockings schon komplett geplündert. Die beiden waren wohl wirklich aufgeregt! Bevor wir dann aber unsere Geschenke unter dem Baum öffnen durften, die schon in den letzten drei Wochen da lagen, hat Rooney erstmal ein Schläfchen gemacht. Theo war die ganze Stunde über, die Rooney geschlafen hat, einfach nur nervig. Er hätte am liebsten ohne Rooney mit dem Auspacken begonnen. Circa 8 Uhr haben wir schließlich alle zusammen Geschenke geöffnet. Meine Gastfamilie hat mir coolen Kanada Merchandise, wie zum Beispiel einen Hoodie, auf dem Canada steht, oder eine Bommelmütze mit dem Mapleleaf drauf, geschenkt. Am Ende sah es neben dem Baum aus, wie auf einem Schlachtfeld.

Gegen Mittag sind Theo, Steve und ich dann auf dem Windermere Lake Schlittschuhlaufen gegangen. Wusstest du, dass hier in Invermere jedes Jahr die längste Eisstrecke der Welt von ungefähr 30 km vorbereitet wird? Das ist ganz schön beeindruckend, wenn man überlegt, dass tonnenschwere Maschinen über natürliches Eis fahren können. Das Christmas Dinner mit Truthahn, Kartoffelbrei und anderen Leckereien, mussten wir leider wegen Rooney auf den nächsten Tag verschieben. Weihnachten war für uns somit einen ganzen Tag länger!

Ausflug nach Calgary

Zu Weihnachten haben Lainey und Steve uns Kinder mit Tickets zu Spielen der Junior A Hockeyweltmeisterschaft überrascht. Die sollte eigentlich Ende 2020 in Edmonton stattfinden, was ganz in der Nähe ist (für kanadische Verhältnisse), und ist aber dann Aufgrund von COVID um ein Jahr verschoben worden. Theo, der ein großer Hockeyfan ist, hat sich natürlich mega darauf gefreut, endlich nach zwei Jahren die Weltmeisterschaft sehen zu können, und auch wir anderen waren von Vorfreude erfüllt. Da wir jeweils vier Tickets zu zwei Spielen hatten, konnten wir nicht alle zusammen nach Edmonton fahren, aber der Weg von Invermere nach Edmonton ist auch zu lang, um den zweimal zu fahren. Es sollte also für vier Tage nach Calgary zu Laineys Schwester gehen und immer nur die vier, die sich das Spiel auch angucken, sollten nach Edmonton fahren. Weil Rooney und ich lieber das zweite Spiel sehen wollten, ist Laineys Schwester Laura mit uns am 29. Dezember in eine Mall gefahren, währen die anderen zum Spiel unterwegs waren. Die Mall hat sich ehrlich gesagt nicht wirklich vom Oberhausener Centro unterschieden.

Wir waren schon in die verschiedensten Läden, als wir dann gegen Mittag erfahren haben, dass das Spiel, was sich Lainey, Steve, Theo und ein Freund von ihnen angucken wollten, wegen COVID abgesagt wurde. Weil am selben Tag aber noch ein anderes Spiel stattfinden sollte, wollten die vier in Edmonton warten. Naja, eine Stunde später gab es dann die offizielle Mitteilung, dass die gesamte Weltmeisterschaft abgesagt wurde, weil zu viele Teams wegen COVID nicht spielen konnten. Die dreistündige Autofahrt von Calgary nach Edmonton war also umsonst! Laura, Rooney und ich sind dann wieder zurück zu Lauras Haus gefahren, um noch ein wenig mit Rooneys Cousin Winston zu spielen, bevor es am nächsten Tag, einen früher als geplant, wieder nach Hause ging. Obwohl wir nicht das machen konnten, weswegen wir eigentlich dort hin gefahren sind, hatte ich viel Spaß auf unserem kleinen Ausflug.

Silvester

Mein Silvester hier war eigentlich nicht wirklich spannend. Vormittags war ich ein wenig Snowboard fahren und danach sind wir zu Laineys Mutter gefahren, um mit ihr Abendessen zu essen. Doch bevor wir die Pizzen abholen konnten, haben wir uns erst das Feuerwerk in Radium angesehen. Radium ist eine Nachbarstadt von Invermere, die aber vor dreißig Jahren erst als Stadt anerkannt wurde. In dem Jahr hat Laineys Vater die Tradition des Geburtstagsfeuerwerks angefangen, das seit dem jedes Jahr um 6 Uhr abends gestartet wird. Danach haben wir endlich die Pizzen essen können und sind auch schon wieder nach Hause gefahren. Das war eigentlich auch schon mein Silvester. Zu Hause bei meiner Gastfamilie haben wir nämlich nur noch zwei Folgen einer Backserie geschaut und sind dann alle um 10 Uhr ins Bett gegangen. Ich habe das erste Mal in den letzten zehn Jahren Silvester verschlafen!

Snowboarden und Ski fahren

Seitdem die Saison begonnen hat, war ich schon vierzehn mal auf dem Skiberg. Das ist jede Menge, wenn man bedenkt, dass wir teilweise -30°C hatten! Ich bin auf präparierten Pisten und im Pulverschnee gefahren, habe im Tal Mittag gegessen und auf der Spitze eine Aufwärmpause gemacht. Man hat eine geniale Aussicht, egal wo man gerade langfährt! Ich habe meine Fähigkeiten mit jedem Tag, den ich auf meinem Board stand verbessert. Als wir dann eine zusätzliche Woche Ferien bekommen haben, damit sich die Schule neue Coronaregeln einfallen lassen kann, habe ich mir auch noch Ski ausgeliehen. Jetzt kann ich mich auch da verbessern und es macht einfach super viel Spaß den Berg sowohl mit dem Snowboard als auch mit Ski herunter zu sausen! Mit der Hilfe von ein paar Freunden, bin ich tatsächlich auch mal schwarze Pisten heruntergefahren und habe angefangen, kleine Sprünge zu üben.