Herzlich willkommen und welcome back! Seit meinem letzten Eintrag habe ich wieder viel erlebt. Wie du vielleicht mitbekommen hast, habe ich in meinem letzten Text nur von den Erlebnissen im September erzählt. Dort, am letzten Tag vom September, werde ich nun ansetzen.

Ein Nationaler Gedenktag

Der 30. September ist ein besonderer Tag hier in Kanada. Er wird “National Day for Truth and Reconciliation” genannt und soll alle Menschen im Land dazu auffordern, an die vielen Kinder zu denken, die im Laufe von knapp 100 Jahre von Ihren Familien weggenommen wurden und ihre Kindheit auf sogenannten “Residential Schools” verbringen mussten. Was “Residential Schools” sind fragst du dich? Sie waren eine Institution der katholischen Kirche, deren Ziel es war, die vielen Indigenen Kinder (Kinder von bspw. “Indianern” oder Inuits) im Sinne des christlichen Glaubens großzuziehen. So wurden sie zumindest für viele Jahre dargestellt.

In Wahrheit wurden auf diese Weise die “First Nations” unterdrückt, wie heute mit Sicherheit gesagt werden kann. Warum? Weil am 27. Mai auf dem Gelände einer dieser Schulen die Überreste von 215 Kindern, die nicht auf der Todesliste stehen, gefunden worden sind. Das war erst der Anfang… seit diesem Fund wird auf den Geländen anderer “Residential Schools” gezielt nach namenlosen Gräbern gesucht und mittlerweile wurden insgesamt 3200 davon gefunden. Doch so entsetzlich die Geschichte der Kanadier auch ist, ich persönlich muss sagen, dass die Schulen hier einzigartige Aufklärungsarbeit leisten, indem selbst Erstklässler sich mit dem Thema (natürlich in einem angemessenen Maß) auseinandersetzen.

Talus Lodge

Nach diesem Tag des Gedenkens startete für meine Gastfamilie und mich ein großes Abenteuer: wir sollten ein ganzes Wochenende in einer Lodge hoch oben auf einem Berg zusammen mit Freunden verbringen. Aufgrund dieser mega Lage, gibt es keine Straße, die zu der Lodge raufführt… Wir mussten also mit unserem Gepäck für die drei Tage auf unseren Rücken dorthin wandern. Und es war keine kurze Wanderung! Zusammen mit unseren vielen kleinen Pausen haben wir ganze drei Stunden gebraucht, um den 6 km langen Wanderweg hinter uns zu bringen. Um ehrlich zu sein: ich war unausstehlich während der ersten Stunde, die wir gelaufen sind. Der Pfad war steil, die Steine rutschig und ich nach der ersten halben Stunde vollkommen aus der Puste. Aber ich habe durchgehalten und es bis zum Ziel geschafft.

Oben angekommen haben wir erstmal unsere Zimmer bezogen. Wir drei Mädchen Rooney, Danika (14, Freundin meiner Gastfamilie) und ich bekamen eins der Zimmer im Erdgeschoss, die drei Jungs das andere. Sobald alle ihre dreckigen Klamotten vom Wandern gegen bequeme und vor allem saubere eingetauscht hatten, gab es Abendessen. Aufgrund des speziellen Versorgungssystem der Lodge, haben die Besitzer darauf bestanden für uns zu kochen. Das Essen war super lecker! Den Rest des Abends haben wir „Kinder“ dann damit verbracht Gesellschaftsspiele zu spielen. 

Als wir am nächsten morgen aufgewacht sind, saßen die Erwachsenen schon am Frühstückstisch und schmiedeten Pläne für den Tag: vormittags wandern, mittags nur kurz essen und dann nachmittags nochmal wandern. Was soll ich sagen? Wir waren entsetzt! Unser Plan war es, in der Nähe unserer Unterkunft zu bleiben, eine Waldhütte zu bauen und Spiele in der Lodge zu spielen. Das konnten wir nun vergessen. Unsere einzige Hoffnung war ein Kompromiss: wir dürfen unsere Hütte am Vormittag bauen und dafür werden wir uns während der Wanderungen nicht über irgendetwas beschweren. Im nachhinein muss ich sagen, dass die beiden Wanderungen echt Spaß gemacht haben.

Am Abend sind Danika, Rooney und ich zusammen in die Sauna gegangen. Die Wärme sollte unseren Muskelkater ein wenig lindern vor der großen Wanderung am nächsten Tag: zurück zu den Autos.

Bike Week

Mr. Tenta, mein Lehrer in Outdoor Education, hat die Angewohnheit, Ausflüge an die für mich ungünstigsten Tage zu legen. Ein Beispiel dafür ist unsere „bike week“. Sie startete an dem Montag nach dem Wochenende in Talus Lodge. „Das klingt doch super. Fünf Tage lang täglich mindestens eine Stunde Mountainbiken“, habe ich gedacht. Pustekuchen! Meine Beine waren komplett k.o. nach dem Wochenende. Montag morgen bin ich die Treppe zum Frühstück hochgekrabbelt! Da Mr. Tenta uns Punkte für das beteiligen an Kurs-Aktivitäten gibt, war es keine Option das ausfallen zu lassen. Ich bin also mit Muskelkater zur Stunde erschienen und habe alles mitgemacht, was Mr. Tenta geplant hatte. Meine Erschöpfung am Ende habe ich einfach auf meinen Muskelkater geschoben. Doch in den nächsten Tagen wurde ich eines besseren belehrt: ich habe einfach nicht die Kondition für richtiges Mountainbiking. Der kleine Ausflug am letzten Tag war dennoch sehr cool und ich habe meinen Fortschritt sehen können.

Golden Skybridge und Wolf Sanctuary

Von der „bike week“ habe ich einen Tag verpasst, weil wir Internationals unseren zweiten Ausflug mit RMISP hatten. Nachdem aufgrund neuer Corona-Regeln der Shoppingtrip nach Calgary abgesagt wurde, endschied sich meine Koordinatorin für diese Alternative: coole Fotos auf der höchsten und längsten Hängebrücke in den Rocky Mountains machen und später etwas über die angesiedelten Wölfe lernen. Wusstest du, dass Wölfe hier in Kanada die Wildtiere und Wälder am Leben halten? Oder dass es im Wolf Sanctuary Wölfe gibt, mit denen man spazieren gehen kann? Es war einfach nur genial! Meine Freunde und ich haben so viel gelacht an dem Tag. Der Auslöser dafür war, dass wir so viele Fotos geschossen haben. Dabei hat immer die Person, die das Foto gemacht hat, sich halb verrenkt. 

Thanksgiving oder der Tag an dem zu viel gegessen wird 😉

Hier in Kanada gibt es keinen festen Tag für das Thanksgiving-Dinner an dem Thanksgiving-Wochenende. Einige Familien haben es am Samstag, andere am Sonntag und wieder andere bestehen darauf es am „Kalender-Thanksgiving“ (Montag) zu feiern. Meine Gastfamilie hielt ein großes Dinner in der Tageskabine in Nipika (dem Ferienresort meines Gastvaters) am Sonntag. Wir saßen mit insgesamt 29 Familienmitgliedern und Freunden an einer langen Tafel. Alle waren super herzlich und es war einfach ein unglaublich familiäres Umfeld.

Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber neben uns 29 Menschen sind auch noch 13 Hunde dort rumgerannt. Die Hunde haben das Essen immer mal gestört, wenn sie gerade unter dem Tisch spielen mussten. Dann ist aber einfach der jeweilige Besitzer aufgestanden und hat das gestoppt. Ich kann nicht wirklich sagen, was ich alles gegessen habe, weil ich einfach alles probiert habe. Und das war einem Menge, da jede Familie etwas mitgebracht hat. Habe ich erwähnt, dass es bei uns an Thanksgiving geschneit hat? Es ist leider nicht liegen geblieben. Spaß hat es trotzdem gemacht, darin zu spielen!

Archery Day

Der „Archery Day“ war ein anderer Ausflug, den Mr. Tenta in Outdoor Education mit uns gemacht hat. Wir sind zu einer Archery-Range gefahren, die einen Kurs mit Holztieren in Echtgröße hat. Da es recht kalt ist, hat unser Lehrer zuerst ein kleines Lagerfeuer gestartet, an dem wir uns aufwärmen konnten, bevor wir mit dem Kurs losgelegt haben. Der Kurs bestand aus genau 15 Tieren und wir sollten ihn in dreier- oder vierer-Gruppen absolvieren. Kiara, Charlotte, Francine und ich haben eine Gruppe gebildet. Um uns nicht beeilen zu müssen beim Schießen, sind wir freiwillig als letzte Gruppe gestartet. Das gab uns nicht nur Zeit sondern auch die Freiheit, mehr als nur einmal auf die Ziele zu schießen. Ungefähr in der Mitte des Kurses haben wir angefangen, Musik beim laufen zu spielen. Alles in allem haben wir fast nur gelacht, aber auch ein wenig getrödelt…

Als wir wieder am Lagerfeuer ankamen, haben die anderen schon Hotdogs gegessen und heißen Kakao getrunken. Mr. Tenta, der normalerweise schwer aus der Ruhe zu bringen ist, stand Panik schiebend neben dem Picknicktisch. Sobald er uns erblickt hat, konnte man ihm die Erleichterung förmlich ansehen. Wir haben 30 Minuten länger gebraucht als der Rest der Klasse und es war fast Zeit zurück zu fahren. Seine Unruhe war also verständlich. Er macht jetzt jedes mal Witze darüber, dass wir vier Mädchen so langsam sind.

Hockey Spiel und Übernachtung

Weil mein Gastbruder an einem Wochenende viele Hockeyspiele hatte und er und meine Gastmutter deswegen sehr früh losfahren mussten, habe ich eine Nacht bei einer Freundin geschlafen. Am Freitag nach der Schule haben Charlotte, David und ich uns bei David zum backen getroffen. Wir haben versucht Käsekuchen zu machen, was sich als sehr schwierig herausgestellt hat. Es gibt hier nämlich keinen Quark. Wir haben stattdessen Cottage Cheese verwendet, aber das ist einfach nicht das selbe. Danach haben wir uns ein Heimspiel der Rocky’s, unserer Hockey Mannschaft, angesehen. Obwohl ich am Anfang nicht wirklich verstanden habe, was los ist, ist der Spirit, den man hier bei Sportevents fühlt einzigartig. Die Zuschauer haben richtig mit den Teams mit gefiebert. Nach einem Kopf an Kopf Rennen haben wir dann 3:2 gewonnen. 

Nach dem Spiel sind Charlotte und ich dann zu ihr nach Hause gegangen. Wir haben zwei Filme geguckt und ohne Ende gequatscht, bevor wir dann endlich um vier Uhr morgens eingeschlafen sind. Das dumme dabei war, dass wir am nächsten Tag nicht ausschlafen konnten. Wir hatten uns als Volunteers für das Volleyball Turnier unserer Schule gemeldet. Also mussten wir um sieben aufstehen und um acht in der Schule sein. Ich war putz munter als wir aufgestanden sind (etwas, dass ich auf Kinderfreizeiten als Teamerin trainiert habe), aber Charlotte war noch halb am schlafen. Sobald wir an der Schule angekommen waren, hat uns die Lehrerin, die für das ganze Turnier verantwortlich war, unsere Aufgaben erklärt: wir sollten im Grunde nur dafür sorgen, dass alle Teams pünktlich in der Sporthalle sind und dass die Punkte richtig in der Tabelle eingetragen werden.

Volleyball Turnier

Nachdem wir quasi eingearbeitet waren, gingen die ersten beiden Spiele auch schon los. An dem Samstag sollten die Junior Mannschaften des School Districts gegeneinander antreten. Nach den ersten beiden Spielen hatten wir eine Stunde Verspätung zum eigentlichen Zeitplan. Das war der Moment, wo ich dann begonnen habe das ganze zu Koordinieren. Nach den nächsten beiden Spielen war mein Feld zurück im Zeitplan. Das Mädchenfeld hat ein wenig länger gebraucht, da dort öfter drei und nicht nur zwei Sets gespielt wurden. Am Ende des Turnieres haben es sowohl bei den Mädchen, wie auch bei den Jungen die Teams aus Jeffrey und Fernie ins Finale geschafft. Aufgrund der langen Anfahrtswege und weil die beiden Schulen eh in der nächsten Woche gegeneinander spielen, wurde entschieden, dass das Finale dahin verschoben wird. Ich weiß immer noch nicht, wer letztendlich gewonnen hat. Nach 13 Stunden Volunteering bin ich dann todmüde ins Bett gefallen.

Pumpkin Farm

Am Sonntag nach dem Volleyball Turnier hatte Theo wieder ein Hockeyspiel in Cranbrook. Dieses mal sind Rooney und ich aber mitgekommen. Das Spiel war um ehrlich zu sein fast langweilig. Theo’s Team hat mit 13:3 gewonnen und es war die ganze Zeit über mehr als eindeutig. In der letzten Minute hat das gegnerische Team ohne Torwart gespielt, weil es so aussichtslos war. Der Rückweg von Cranbrook war viel interessanter und lustiger. Wir haben Ich-sehe-was-das-Du-nicht-siehst gespielt und an einer Kürbisfarm für Halloweenkürbisse angehalten. Das Wetter war traumhaft! Während Lainey sich die Kürbisse angesehen hat, haben Theo, Rooney und ich mit und auf den Heuballen gespielt. Rooney und ich haben auch ein kleines Fotoshooting gemacht. Zurück am Auto mussten wir dann erst unsere Klamotten von dem ganzen Heu befreien bevor wir in Betty White (Lainey’s Truck) einsteigen.

   

Mein Geburtstag

Am 20. Oktober war mein Geburtstag. An dieser Stelle auch nochmal vielen lieben Dank für die Glückwünsche! In Deutschland würden meine Eltern morgens einen Geburtstagstisch mit Geschenken und Kuchen vorbereiten. Hier war das nicht so. Bis auf das „Happy Birthday!“ meiner Gastfamilie hätte man denken können, sie haben es vergessen. Wir haben ganz normal gefrühstückt und sind zur Schule gefahren. Eigentlich hatte ich geplant mich an meinem Geburtstag hübsch anzuziehen. Aber hatte ich erwähnt, dass Mr. Tenta fast immer die unpassendsten Tage für Ausflüge auswählt? Anstatt eines normalen Schultages erwartete mich eine Wanderung mit meinem Outdoor Education Kurs.

So wirklich Motivation dazu hatte ich am Morgen nicht. Das hat sich aber geändert, als zwei meiner Freundinnen einfach mitten in der Schule angefangen haben Happy Birthday zu singen. Mit den beiden verrückten Hühnern wandern zu gehen, sollte definitiv lustig werden. Das war es auch! Ich habe gar nicht wirklich wahr genommen, wie viel wir eigentlich gelaufen sind. Auch wenn das Wetter nicht das beste war, haben wir dennoch ein paar Fotos gemacht.

Als ich schließlich nach der Schule nach Hause gekommen bin, war ich erstmal Duschen. Ich hatte den Staub vom Wanderweg nämlich überall. Nach einem ausgiebigen Bad, war es auch schon Abendessenszeit. Es gab Lasagne, wie ich sie mir gewünscht hatte, und als Geburtstagskuchen gab es Granny Jack’s Brownies. Es war sooo lecker. Dafür hatte sich das ganze Laufen tagsüber definitiv gelohnt! Ich habe auch ein paar Geschenke von meiner Gastfamilie und der Mutter meiner Gastmutter bekommen: Backutensilien, weil ich hier sehr viel backe, und eine Sweatjacke, die ich mega gerne anziehe.

Mein erstes Football Spiel

Am 23. Oktober sollte ich mein erstes Footballspiel besuchen. Da es in Calgary stattfinden sollte und wir vier Stunden dorthin fahren mussten, sind wir am Samstag morgen um acht Uhr losgefahren. Von dem Nationalpark, der uns für ca. drei Stunden umgeben hat, habe ich an dem Tag nicht wirklich viel sehen können. Es war super nebelig und es hat während der ganzen Autofahrt geregnet. Als wir endlich in Calgary angekommen sind, hat es immer noch geschüttet wie aus Eimern. Aber das sollte uns erstmal nicht stören. Weil Laineys Schwester in Calgary wohnt, konnten wir dort von Samstag auf Sonntag übernachten und weil wir noch jede menge Zeit bis zum Spiel hatten, haben wir schon vorher bei ihr angehalten.

Wir hatten den ganzen Nachmittag über die Hoffnung, dass der Regen aufhören würde, doch das tat er nicht. Schließlich entschied sich Lainey dazu Regenponchos zu kaufen. Was soll ich sagen? Sobald wir mit den Ponchos den Laden verlassen haben, hat es aufgehört zu regnen… Von da an war es draußen angenehm, auch wenn es immer noch etwas kalt war. Nachdem wir nun für möglichen Regen vorgesorgt hatten, haben wir bei Laineys Schwester zu Abend gegessen. Es gab Lasagnesuppe. Klingt vielleicht im ersten Moment komisch, ist aber definitiv lecker! Dann ging es auch schon zum Footballspiel.

An der Arena angekommen ist Steve erstmal auf den falschen Parkplatz gefahren. Der Einweiser dort, hat uns zum Parkplatz der nahegelegenen Hockeyarena geschickt, doch auch da waren wir falsch. Der einzige Parkplatz dort in der Nähe, den wir verwenden durften, war der der Universität. Also sind wir dorthin, haben geparkt und sind mit unseren Decken zur Arena gelaufen. Mit dem Betreten der Arena, habe ich mich wie bei einem Fußballspiel der WM oder EM gefühlt: Fast alle Zuschauer tragen Trikots ihres Teams und haben ihre Gesichter bemalt. Um 19:30 Uhr begann dann das Spiel. Die Zuschauer beider Mannschaften haben abwechselnd gejubelt. Um ehrlich zu sein: ich habe absolut keinen Plan von Football und war daher während der gesamten ersten Halbzeit verwirrt. In der Pause hat mir meine Gastmutter ein wenig erklärt, was los war und von da an habe ich für das Team meiner Gastfamilie, die Calgary Stampeders, mitgejubelt. Obwohl die Stampeders 17:20 verloren haben, war es dennoch ein schöner Abend.

Zurück bei der Schwester von Lainey habe ich erst gemerkt, wie müde ich war und wie kalt meine Füße waren. Weil es den anderen genau so ging, sind wir direkt ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen hieß es dann auch schon zusammenpacken und nach Hause fahren.

   

Halloween

Das Wochenende nach dem Footballspiel war das Halloween Wochenende. Das ist hier ein relativ großes Event. Am Freitag sollte in der Schule ein Kostümwettbewerb veranstaltet werden, danach wurden zu Hause Kürbisse geschnitzt, am Samstag wurden dann die Süßigkeiten vorbereitet und am Sonntag ging es letztendlich Trick or Treating. Hier in meiner kleinen Stadt gibt es keine wirklich große Auswahl an Halloweenkostümen. Daher habe ich meins dieses Jahr selbst gemacht. Und es ist wirklich gut geworden. Es war unglaublich, wie viele Kinder und Teenager kostümiert zur Schule gekommen sind und am Sonntag Süßigkeiten eingesammelt haben!

Rooney hat mich zum Trick or Treating mit ihren Freundinnen mitgenommen. Es kam mir eher vor wie ein Marathon anstatt eines Spaziergangs… Stell dir drei neun- und zehn-jährige Mädchen vor, die von Haus zu Haus rennen, um möglichst viel süßes abzugreifen. Es ist der Wahnsinn, wie viele Häuser es in einer kleinen Stadt wie Invermere gibt (und wir sind nur in einer Wohngegend geblieben)! Am Ende des Abends hatten wir beide zusammen eine große Einkaufstüte mit Süßigkeiten gefüllt. Zu Hause mussten wir dann erstmal unsere „Beute“ betrachten. Damit war der Süßigkeitenmarkt bei uns zu Hause eröffnet.

Der Montag nach Halloween war schrecklich! Alle Schüler waren müde oder standen unter Zuckerschock, die Lehrer hätten langweiliger nicht unterrichten können und insgesamt ging alles nur schleppend. Halloween in Kanada ist trotzdem eine sehr coole Sache, die man erlebt haben muss!

     

Vielmachglas

Während den zwei Monaten, die ich nun schon hier bin, hatte ich ich nicht nur gute Erlebnisse. Ich habe mich zwischendurch verletzt, einen schlechten Tag gehabt und vor allem auch mit Heimweh zu kämpfen gehabt (besonders, wenn ich mit meinen Eltern telefoniert habe). Damit nicht nur diese unschönen Erfahrungen in meinem Kopf bleiben und um mich in solchen Momenten aufzuheitern, haben meine Eltern mir geraten, ein Vielmachglas anzulegen. Was ist das? Das ist einfach ein großes Marmeladenglas, in das du jeden Tag einen Zettel steckst, auf dem steht, was den Tag besonders schön gemacht hat. Sobald meine Eltern mir das geraten haben, habe ich mir die nötigen Materialien dazu besorgt und losgelegt. Es ist wirklich unglaublich, wie man plötzlich anfängt auch die kleinen Dinge zu schätzen. Mir hat das Glas auf jeden Fall geholfen und ich kann nur jedem empfehlen, egal ob du ein Auslandjahr machst oder nicht, sich auch so eins anzulegen 🙂