Fast eine Woche bei der Gastfamilie
Dass diese Woche langweilig wird und dass ich viel allein sein werde war definitiv nicht der Fall! đ
Ok, Montag und Dienstag vielleicht ein bisschen: ich kenne hier niemanden, meine Gasteltern sind bis fĂŒnf Uhr arbeiten und ich bin in meinem neuen Zuhause mit den beiden Hunden. Montags bin ich morgens aufgestanden, joggen gegangen, habe den Fernseher angemacht und versucht irgendwas zu verstehen, habe Postkarten geschrieben und mich im Bikini in den Garten gelegt und gesonnt. Und mir einen Sonnenbrand geholt. Als meine Gasteltern wiedergekommen sind, bin ich nochmal joggen gegangen, mit meiner Gastmutter zusammen, und wir haben Dinner gegessen. Dienstag war so Ă€hnlich. Ich bin aufgestanden, zum See gelaufen, habe ein paar Fotos gemacht, bin zurĂŒckgekommen, und habe wieder nichts besonderes gemacht. Um vier war ich mit meiner Schwester zum skypen verabredet, was ganz cool war, weil die Freundin von meinem Papa Geburtstag hatte und ich gaaaanz viele Freunde und Verwandte ĂŒber die Webcam sehen konnte: ich bin durchs Haus gelaufen, hab ihnen alles gezeigt und ziemlich viel erzĂ€hlt. Abends war ich wieder joggen, mit meiner Gastmama.
MITTWOCH! Morgens um neun hatte ich einen Termin an meiner neuen High School, der Traverse City West Senior High School, um mir die Schule anzugucken, meine FĂ€cher zu wĂ€hlen, und so weiter. Ich war total ĂŒberfordert đ Ich habe drei BlĂ€tter bekommen, auf denen alle Kurse aufgelistet waren, aber das hat mir nicht wirklich weitergeholfen – als wir nach Beschreibungen fĂŒr die tausend verschiedenen FĂ€cher gefragt haben, haben wir ein âCourse Selection Guideâ bekommen, in dem auf 50 Seiten die Kurse beschrieben sind.. So wie ich das verstanden habe, gibt es, wie in der Oberstufe in Deutschland PflichtfĂ€cher, und das sind natĂŒrlich nur die extreeeem Interessanten: English, US Historie & Geography, Physics (oder Chemistry oder Biology), US Government und Algebra. Da wurde ich auch direkt in irgendwelche Schwierigkeitsstufen eingeordnet, aber das hab ich einfach mal dem Typen im SekretĂ€riat ĂŒberlassen đ Das Ergebnis meiner weiteren FĂ€cherwahl ist, dass ich Spanish 1, Personal Fitness, Frensh 4 und Photography haben werde. Es gibt da aber noch eine Aufteilung eines Schuljahres in drei Trimester, so dass mein Stundenplan (an Regular Schedules) fĂŒr die nĂ€chsten paar Wochen so aussieht:
8.10 â 9.22 : Spanish 1-A
9.27 â 10.39 : Personal Fitness
10. 39 â 11.21 : Lunch
11.21 â 12.33 : English Lang Arts-10-A
12.38 â 1.50 : Algebra 2-A
1.55 â 3.07 : Advisory
Es gibt aber noch einen Unterschied an Dienstagen und Donnerstagen (Advisory Schedules), da sind die Stunden 65min. lang, nicht 72min. Die Zeiten am nĂ€chsten Dienstag, dem ersten Schultag, sind nochmal anders, weil da der Opening Day Schedule ist, aber das ist noch komplizierter đ Die verschiedenen Kurse sind alle in verschiedenen RĂ€umen in der Schule verteilt. In der Schule gibts es drei FlĂŒgel, Wing A, B und C, die um die BĂŒcherei herum liegen und alle zwei Etagen haben. Meine Kurse sind in allen FlĂŒgeln, auf beiden Stockwerken verteilt. Mein Spind ist im C-Wing, der Olympia genannt wird, deshalb muss ich bei Problemen auch zu dem Olympia-SekretĂ€riat oder zu dem Olympia-Principal (jeder FlĂŒgel hat einen eigenen Schuldirektor) –  Jaaaa das ist alles ganz schön schwierig und meine Angst vor dem ersten Schultag wĂ€chst :O Meine Gastmutter und ich haben uns auch nach dem Sport, der nachmittags stattfindet, erkundigt, und ich habe beschlossen zu dem Schwimmteam zu gehen, weil ich auch zuhause in Deutschland schwimme. Zuerst wollte ich nicht, weil die Kosten fĂŒr die Fall-Season (also bis November) 500$ betragen, aber meine Gasteltern meinten sie wĂŒrden, zusammen mit Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen, meinen Sport bezahlen & ich solle mir keine Gedanken ĂŒber Geld machen đ Deshalb hat meine Gastmum auch sofort den Swimming Coach angerufen â und heute um drei ist dann auch schon mein erstes Training.
Dieses Schwimmtraining war das hĂ€rteste Training ĂŒberhaupt!!! Es fing an mit einer Stunde Training drauĂen auf dem Rasen mit einem durchtrainierten und unsympatischen TĂŒrsteher-artigem Coach, der zum GlĂŒck nicht der Main-Coach war. Die anderen MĂ€dchen aus dem Team meinten, dieser Coach mache ihnen das Leben schwer â das glaub ich sofort đ Es war so unglaublich warm und anstrengend! Danach ging es zwei Stunden lang ins Wasser.. Ich war auf Bahn 2 & die, die auf Bahn eins und zwei waren, mussten irgendwie immer mehr schwimmen als die, die auf den anderen drei Bahnen waren. Ich weiĂ nicht woran das lag, oder ob der Coach irgendwas dazu gesagt hat, verstanden hab ich ihn sowieso nicht. Ich habe einfach immer versucht das zu machen, was er am Beckenrand dargestellt oder auf die Tafel geschrieben hat, oder ich habe mir angeguckt, was die anderen so geschwommen sind. Das Schwimmen hat mir definitiv mehr SpaĂ gemacht als der Athletikteil, der Coach war viel netter, auch wenn dieser Teil vom Training genauso anstrengend und nochmal doppelt so lang war. Nach dem Training war ich sooo mĂŒde und hungrig (wahrscheinlich weil wie in den letzten Tagen mein FrĂŒhstĂŒck und Mittagsessen nur aus Obst bestand, das heiĂt heute aus einer Birne und ein paar Weintrauben, da es, wenn meine Gasteltern arbeiten, dann abends irgendwann eine ârichtigeâ Mahlzeit gibt)! WĂ€hrend ich mich umgezogen habe, hat der Coach wohl mit meiner Gastmutter gesprochen â sie hat mir nĂ€mlich unendlich mal gesagt wie stolz sie auf mich wĂ€re und dass der Coach meinte ich hĂ€tte gut mit den Seniors mitgehalten und wĂ€re eine hervorragende Schwimmerin und und und & dass ich am nĂ€chsten Tag gerne wiederkommen könne đ
DONNERSTAG! Morgens um acht Uhr musste ich beim lokalen Radio von Nord-Michigan sein, WKLN oder so aehnlich. Die Moderatoren von der tĂ€glichen Morgenshow waren mehr oder weniger interessiert in AustauschschĂŒler und wollten mich und drei weitere AustauschschĂŒler interviewen. Eine Norwegerin, einen aus Montenegro und einen NiederlĂ€nder. Diese Show war der reinste Fake, ich hasse diese Radiomenschen! đ Bevor die Fragen âOn Airâ und live fĂŒr angeblich 100.000 Zuhörer waren, haben die Moderatoren uns sie gestellt und beantworten lassen. Und dann als es eben âOn Airâ war, haben sie sich soooo blöd angestellt, und so getan als wĂ€ren unsere Antworten unglaublich neu und interessant. Ich kam mit den beiden MĂ€nnern ĂŒberhaupt nicht klar & ich glaube sie haben gemerkt wie wenig Lust ich schon nach den ersten Minuten hatte. FĂŒr sie war ich aber einfach „schĂŒchtern“, deshalb durfte ich auch direkt irgendeinen Song ankĂŒndigen etc. AuĂerdem waren die Fragen total dĂ€mlich: Die ersten Fragen an mich waren, was das âDrinking Ageâ in Deutschland ist, ob ich schon Alkohol getrunken habe und ob ich schonmal auf dem Oktoberfest war. Ein bisschen spĂ€ter hat er mich gefragt was ich denn fĂŒr Musik höre, und als ich âPop, Rap, Black, ..â geantwortet hatte, wollte er dass ich ihm einen Song eines deutschen Rappers aufschreibe, den sie im Radio spielen könnte. Die Auswahl war ziemlich schwer, weil bei der EinfĂŒhrung vor der Show gesagt wurde, im Amerikanischen Radio seien Fluchen und Beleidigungen verboten đ Besonders lustig fand ich auch – als sie zum tausendsten Mal erwĂ€hnt hatten dass wir in Europa ja andere Einheiten (wie Celsius) haben â diese Scherze ob wir denn Sekunden, Minuten, Stunden und Tage kennen wĂŒrden. Dann irgendwann kamen wir noch zu den News, wo einer der Moderatoren eine âbrandneueâ Nachricht aus unserem Land herausgesucht hatte und uns nach einem Kommentar gefragt hat. Deutschland â Die Mauer zwischen der DDR und Westdeutschland ist gefallen: Hast du das mitbekommen? Warst du da schon geboren? Wann war das? Wohnst du in West- oder Ostdeutschland? ⊠ Das Ende von der Morgenshow war ein Spiel mit den Zuhörern, âAre you smarter than a foreign exchange student?â Wir mussten das Studio kurz verlassen, zuerst wurden einer Zuhörerin fĂŒnf Fragen gestellt, dann uns. Relativ einfache Fragen und ich weiĂ gar nicht, ob es einen Gewinner gab. Das Interview wollten sie uns in der nĂ€chsten Woche auf CD zu schicken..;)Direkt danach musste ich zum Arzt um meine Physicals zu bekommen um trainieren zu dĂŒrfen. Das heiĂt ich musste einmal âdurchgechecktâ werden. Die zwei Ărztinnen waren etwas Ă€lter, aber eigentlich ganz nett. Sie haben mir viel erzĂ€hlt, bis meine Gastmutter meinte dass ich wahrscheinlich keinen blassen Schimmer hab, was sie mir da sagen â richtig. Ich habe allerdings mitbekommen, dass mein Blutdruck und Puls zu niedrig ist, weswegen meine Gastmama sich sofort Sorgen gemacht hat: Ich sag ihr schon dass sie zu wenig ist. Kann das daran liegen? ⊠Die eine Ărztin hat nach dem Messen und Wiegen auch gesagt, ich sei ziemlich dĂŒnn, und soll unbedingt Bescheid sagen sobald mir mal schwindelig wird oder so. Als sie meinen RĂŒcken abgetastet hat, hat sie glaub ich irgendwas davon erzĂ€hlt dass ich beim Gewichtheben vorsichtig sein soll und nicht so schwer heben soll? đ Vielleicht lag das auch daran, dass in meinen Unterlagen stand dass ich ab und zu Probleme mit RĂŒckenschmerzen hab. Naja, alles ein wenig eigenartig đ
Nachmittags war dann wieder drei Stunden Training angesagt, morgen auch. Daran werde ich mich wohl gewoehnen muessen, auch wenns waehrend der Schulzeit, und die Schule beginnt Dienstag, nur zwei Stunden Training sind.